Nikola Langreiter (Hg.): Tagebuch von Wetti Teuschl (L'Homme Archiv 4)

Die hier edierten Aufzeichnungen umfassen zwar nur 15, aber dramatische Jahre aus dem langen Leben von Barbara, genannt Wetti Teuschl (1851-1944). Sie erzählen die Geschichte einer niederösterreichischen Bürgerstochter, die nicht standesgemäß heiratete und ihrem Ehemann, einem "kleinen" Gemischtwarenhändler, nach Wien folgte.
Während der erste Teil des Journals ein typisches Jungmädchentagebuch ist, begleitet Teil zwei den finanziellen und sozialen Abstieg des Paares in der Wirtschaftskrise von 1873. Das Tagebuch zeigt, wie vehement Wetti Teuschl versuchte, sich diesem Abstieg entgegenzustellen. Nachdem sie sich als helfende Ehefrau in den erfolglosen Geschäften ihres Mannes verausgabt hatte, eröffnete sie selbst einen Laden und wollte sich schließlich als Hebamme ganz unabhängig machen.
Wetti Teuschls Aufzeichnungen sind einzigartig und dennoch repräsentativ: sowohl für die Bedeutung des Schreibens in unterschiedlichen Lebenssituationen als auch für mögliche Strategien von Frauen, Krisen zu meistern.
Die Edition ist mit ausführlichen Anmerkungen versehen und durch einen Kommentar ergänzt.

Nikola Langreiter (Hg.): Tagebuch von Wetti Teuschl (1870–1885). L'HOMME Archiv 4.
Böhlau Verlag: Wien/Köln/Weimar 2010, 218 S., EUR 25,60 [A], ISBN 978-3-412-20320-7.

Die Europäische Ethnologin Nikola Langreiter betreute bis Anfang 2010 die Redaktion von „L’HOMME. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft“, ist derzeit Assistentin an der Universität Innsbruck, externe Lektorin und freiberufliche Kulturwissenschaftlerin.

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Pressestimmen: 

Ö1, "Dimensionen", 30.4.2010: Interview mit der Autorin Nikola Langreiter; weitere Informationen unter der SendungsankündigungSendung zum Nachhören (MP3)

"Mit dieser Edition aus dem Bestand der 'Sammlung Frauennachlässe' an der Universität Wien macht Nikola Langreiter ein Tagebuch zugänglich, das sich weder durch die Prominenz der Verfasserin noch durch deren literarische Brillanz für eine Publikation anbot. Es bezieht seine Bedeutung vielmehr aus den Einblicken in die Lebensverhältnisse und Existenzkämpfe einer Bürgerstochter aus Krems in Niederösterreich und aus deren ambivalentem Umgang mit Selbstdarstellungsweisen und Erinnerungstexten. ... 
Im ... Analyseteil ... untersucht Nikola Langreiter das Tagebuch als kulturwissenschaftliches und historisches Material. Sie konzentriert sich dabei auf Aspekte, die sie besonders beeindruckt haben (S. 154), nennt aber auch weitere Forschungsthemen, für die sich dieses Quellenmaterial eignet, wie beispielsweise den Umgang mit Krankheit und Gesundheit, das Verhältnis zu Behörden und anderen Autoritäten sowie Verwandtschaftsbeziehungen, Freundschaften und Netzwerke insbesondere im Zusammenhang mit Migration von der Provinz ins Zentrum. ... 
[Die Edition] bietet eine solide Basis zur Bearbeitung von Forschungsfragen der unterschiedlichsten Art, und die differenzierten Ausführungen zu den Schreibweisen Wetti Teuschls im Tagebuch kommen insbesondere der Selbszeugnisforschung zugute."
Gudrun Wedel, in: H-Soz-u-Kult, 13.10.2010
CMBuchpräsentation im Bürgersaal. Ehe, Recht und Familie im Lauf der Jahrhunderte, auf: www.innsbruckinformiert.at, 03.12.2010
"Das Tagebuch gibt nicht nur Einblick in das Leben zu dieser Zeit, sondern auch in kulturwissenschaftliche und historische Details."
Helmut HörnerRezension (pdf), in: Das Waldviertel 4/2010, S. 434-435.