9.11.2010: Buchpräsentation von Christa Hämmerle/Li Gerhalter (Hg.): "Apokalyptische Jahre"

Christa Hämmerle und Li Gerhalter (Hg.) unter Mitarbeit von Ingrid Brommer und Christine Karner: Apokalyptische Jahre. Die Tagebücher der Therese Lindenberg. 1938 bis 1946, Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2010

Veranstaltet als Kooperation des Jüdischen Museums Wien mit der Sammlung Frauennachlässe / Forschungsplattform „Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte“ der Universität Wien und dem Böhlau Verlag

Zeit: Dienstag, 9. November 2010, 18.00 Uhr

Ort: Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien

Einladung (PFD)


Programm
Einleitende Worte von
» Danielle Spera (Leiterin des Jüdischen Museums)
» Johannes van Ooyen (Böhlau Verlag)
» Edith Saurer (Leiterin der Forschungsplattform „Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte“ der Universität Wien)
» Ruth Steiner (Enkelin von Therese Lindenberg)
» Li Gerhalter (Herausgeberin)
» Christa Hämmerle (Herausgeberin)

Lesung
» Johanna Mertinz (Volkstheater) liest aus den Tagebüchern der Therese Lindenberg
anschließend Umtrunk

Beschreibung
„Unsere Herzen sanken. Ganz tief, ganz tief“: So schrieb Therese Lindenberg (1892–1980) angesichts der Novemberpogrome des Jahres 1938, die in der sogenannten „Reichskristallnacht“ vom 9. auf den 10. November gipfelten.
Ihre in zwei Fassungen erhalten gebliebenen Tagebücher aus der Zeit von 1938 bis 1946, denen sie selbst den Titel „Die apokalyptischen Jahre“ gab und deren Edition nun erstmals präsentiert wird, erinnern auch an diese Nacht des Schreckens und antijüdischen Terrors in Wien vor 72 Jahren. Als Ganzes gelesen, zeigen sie eindringlich Alltag und Überleben im Holocaust aus der Perspektive einer Frau, die unter den Auspizien der nationalsozialistischen Rassegesetze mit ihrem jüdischen Ehemann in einer „nicht privilegierten Mischehe“ leben musste – was für beide Entrechtung, Enteignung und Angst vor der Deportation des Mannes bedeutete. Während ihre Tochter nach Manila geflüchtet war, überlebte das Paar schließlich unter prekären Bedingungen bis zur Befreiung Wiens im „Mischehenghetto“ im 2. Bezirk. Therese Lindenberg hatte sich dem Druck zur Scheidung nicht gebeugt und so ihren Ehemann retten können.
Die im Böhlau Verlag Köln erschienene Edition der auch aufgrund ihrer starken Emotionalität so berührenden und einzigartigen Tagebücher stellt diese in einen historischen Kontext. Eine Einleitung zur Biografie Therese Lindenbergs und zu den Kontexten und Funktionen des Tagebuchschreibens sowie ein umfangreiches Register ergänzen den Band.